27.07.2022

Mittwochmorgen, 7:30 Uhr, Hanau, im Hof der C3. 8 Royal Rangers stehen bereit für die Abfahrt gen Osten. Thüringen wartet, das Vorcamp zum Bundescamp 2022 steht an. Eltern und andere Verwandte sind zur Verabschiedung gekommen.

Vorfreude. Bei der ein oder anderen vielleicht auch Anspannung; wie wird es dort?

8:00 Uhr. Abfahrt. Es geht los. Mit dem vom Main-Kinzig-Kreis (MKK) zur Verfügung gestellten Bus (und einem am Vorabend gepackten Anhänger) und guter Stimmung auf die Autobahn.

8:30 Uhr. Rauch steigt auf, der Motor wird laut, stottert, verliert Leistung. Und Öl. Gerade so wird die Ausfahrt erreicht, ein Feldweg dient nur wenige Kilometer von Hanau entfernt als Haltepunkt.

Nun muss organisiert werden; Telefonate mit dem MKK, dem Pannendienst. Info an die Leute, die bereits vor Ort sind. Dann erste Gespräche mit Eltern, Verwandten und Bekannten – wie kommen wir noch zum Campgelände? Selbst die Idee, an ein Auto nachträglich eine Anhängerkupplung zu montieren, wird in Betracht gezogen.

Warten. Und Geduld üben.

Dann kommt der Abschleppdienst. Einer fährt mit, der Rest läuft 2 Kilometer und etwas mehr zur Werkstatt. Eine kleine Wanderung zum Start.

Dort die Bestätigung; es geht nicht mehr weiter, Motorschaden. Also weitere Telefonate führen, es findet sich keine Lösung. Diverse Autovermietungen und Autohäuser werden angerufen. 1.500 Euro für 12 Tage. Dann 11:30 Uhr; der nahezu gleiche Bus, Anhängerkupplung, 9-Sitzer, Wächtersbach. 780 Euro. Ohne Kreditkarte, die wir nicht haben, nur 200 Euro Kaution. Danke Gott.

Die meisten quartieren sich in ein Jugendgebäude ein, zwei von uns werden von einer Angehörigen zum Autohaus gefahren.

Dann heißt es erneut: Warten. Um 14 Uhr ist es soweit; der Bus ist bereit, vollgetankt. Unser Stammwart geht rein. Anschließend kostet der Bus nur 600 Euro statt 780 Euro. Danke Stammwart, danke Autohaus Schött in Wächtersbach!

Um 14:30 Uhr sind alle an Board und es geht wieder los. Mit einem neuen Bus und etwas Müdigkeit. Fast alle schließen zumindest kurz die Augen.

17:00 Uhr. Ankunft. Wir werden zu unserem Platz geführt. Erste bekannte Gesichter erscheinen. Der Platz ist knapp, aber wir werden genug haben. Im Zweifel improvisieren wir. Um 18 Uhr ist Abendessen angesagt, danach beginnen wir das erste Zelt, eine Jurte, aufzubauen. Nach der Abendveranstaltung um 19:30 Uhr arbeiten wir weiter – unterbrochen von kurzen Pausen, um im Makan (Arena für die Abendveranstaltungen auf dem Hauptcamp) Soundcheck und anderem zu lauschen oder auf den Tribünen den Ausblick über das Campgelände zu genießen. Wir können nicht einmal alles erblicken, wie mag es erst ab Sonntag aussehen? Mit diesen Gedanken und ersten Eindrücken legen wir uns schlafen. Die nächsten Tage werden vom Aufbau der zentralen Bauten geprägt sein.

28.07.2022

Es ist Aufbauzeit. Alle werden für verschiedene Aufgaben eingeteilt. Manche gehen zu den zentralen Bauten und Arbeiten des Bundes, andere sind in der Region Südhessen aktiv. Überall wird gewerkelt, Löcher in den harten und trockenen Boden gebohrt, Pfähle gesetzt, Eingangsbereiche gestaltet, Infrastruktur verbessert.
Doch vorher steht ein morgendlicher Gottesdienst an, 7:00 Uhr im Makan, der Arena. 2.500 Leute sind bereits vor Ort. Abends folgt dann eine Abschlussrunde der Region. Der Tag war anstrengend, aber erfolgreich; wir haben unsere Spuren hinterlassen.

29.07.2022

Bei der morgendlichen Runde sind wir nun 3.500 Personen, die Essensausgabe wird herausfordernder. Der Tagesablauf bleibt jedoch nahezu gleich – die großen Bauwerke im weiten Rund werden aufgebaut. Am Abend wartet ein Höhepunkt: Die Abendrunde findet als gesamtes Vorcamp im Makan statt. Konzertstimmung, Licht und Ton – und vieles anderes – sind beeindruckender, größer als bei anderen Zeltlagern. Doch der Inhalt bleibt gleich: Wir sind christliche Pfadfinderinnen und Pfadfinder.

30.07.2022

Gestern hat es geregnet, heute erneut. Was für manche nicht so schön wäre, ist für ein Zeltlager enorm wichtig. Denn nur so ist sichergestellt, dass Lager- und Kochfeuer möglich sind. Dafür sind wir sehr dankbar. Und dafür, dass wir heute im Makan eingeteilt sind. Die Kulissen entstehen mit unserer Hilfe, sind sichtbar für unzählige Menschen.

Abends folgt dann eine Besonderheit; Late-Night-Shopping im Campshop. Neue und bewährte Artikel, teilweise nur für das Camp Hergestelltes, all das kann angeschaut und gekauft werden. Der Ansturm ist gigantisch, es geht kaum vorwärts. Doch irgendwann ist es geschafft. Und bis dahin erschallen Pfadfinderlieder aus hundertfacher Kehle. Auch das Verkaufszelt hat eine gute Akustik.

31.07.2022

Sonntagmorgen, 6:00 Uhr, die Vögel zwitschern. Heute beginnt das Camp, über 17.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden erwartet. Großes steht bevor. Nicht nur wegen der Anzahl an Personen, der Campbauwerke oder des Geländes. Sondern wegen Gott.

Gegen 11 Uhr sind alle Hanauer Royal Rangers angekommen, es kann losgehen. Zelt, Hackbereich, Feuertisch und Esstisch sind aufzubauen. Und Hanau begnügt sich nicht mit einer Standardversion, sondern will hoch hinaus. Der Esstisch wird zwei Meter oder mehr über dem Boden schweben, massive Holzstangen wurden bereits auf dem Vorcamp herbeigetragen.

Abends findet die erste Veranstaltung in der Region statt, über 700 Royal Rangers aus der Region Südhessen sind angereist. Danach haben wir als Stamm noch Gemeinschaft, bevor wir müde ins Bett fallen.

01.08.2022

Heute wird der Rest aufgebaut. Am Ende des Tages steht alles. Und zum Abschluss des Aufbaus findet die Eröffnungsfeier statt – über 17.000 Royal Rangers versammeln sich in der Arena. Vorprogramm, Musik, Tanz, Geschichten, der Einmarsch der Gast-Nationen und zum Abschluss ein Feuerwerk. Wir aus Hanau waren an verschiedenen Stellen aktiv: Tontechnik, Tanz und Kulissenbau.

02.08.2022

Der erste normale Tag: Werkstätten auf den Basaren könnrn besucht werden. Es gibt Spiele auf den Stadtplätzen – bei einem holen eine Pfadrangerin und ein Pfadranger jeweils die Tagesrekorde in ihren Altersklassen. Hanau gehört als Bestandteil der Region W6 Südhessen zu Konstantinopel/Antakya. Nicht nur dort gibt es Begegnungen mit Leuten, die man seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, nicht gesehen hat. Gemeinsames Kochen über dem Lagerfeuer. Besuch von anderen Stämmen aus der Region. Eine gute Zeit erleben.

03.08.2022

Logbuchtag. An vielen Stellen gibt es die Möglichkeit, Neues zu lernen und Altes zu wiederholen. Oder Prüfungen abzulegen, um auf dem Wachstumspfad weiterzukommen.

Für die älteren, die 15-17jährigen Pfadrangers, gibt es Seminare. Verschiedene Themen rund um das geistliche Leben, den Glauben. Oder Leiterschaft. Selbstverteidigung für Frauen. Praktisches zu Autos, Motor & Co. Und vieles mehr.

Abends geht es erneut in den Makan. Es steht ein Bollerwagenrennen an – Hessen landet auf dem zweiten Platz. Und die Tavernen können besucht werden, der Abend klingt aus.

04.08.2022

Heute wird das Campgelände bevölkert – über 6.000 Besucherinnen und Besucher werden erwartet, also könnten sich um die 23.000 Personen auf dem Gelände aufhalten. Es herrscht Leben auf den Straßen und Plätzen. Bestes Wetter – für die, die es heiß mögen – ist auch dabei.

Parallel öffnen die Basare, Tavernen und Stadtplätze. Es wird gebastelt, gehämmert, gedruckt. Überall ist Bewegung, Begegnungen finden statt, die Campbauten werden bewundert.

Am Abend, nach dem Kochen über offenem Feuer, findet eine Veranstaltung der Stämme 49 Griesheim, 509 Hanau II und 517 Oestrich-Winkel statt. Wir teilen uns einen Platz, machen viel zusammen. Geistlicher Input, Lobpreis, dann beginnt der humorvolle Teil mit Improvisationstheater. Abschließend dürfen auch die Jüngsten in die Tavernen, die sonst den Älteren gehören.

05.08.2022

Ruhig liegt das Camp dar. Keine Besucherinnen und Besucher mehr. Dafür Basare, Werkstätten – und der Marco-Polo-Run. Ein Hindernislauf, an welchem auch die Hanauer Royal Rangers teilnehnen. Über 14 Hindernisse geht es; Schlamm, Hürden, Seilgeflechte, Holzwände, dazwischen Sprints. Wir überholen einige. Am Ende sind wir gezeichnet, aber wir haben es geschafft. Die Anstrengung hat sich gelohnt.

Abends sind wir im Makan, der geistliche Höhepunkt. Gebet und Lobpreis. Eine Zeit im Team. Einzelne gehen auch in den Soli Deo Gloria Dom, das Gebetszelt.

06.08.2022

Wettkampftag. Dutzende Möglichkeiten, aktiv zu werden. Im Makan finden zudem die finalen Entscheidungen im Kochwettbewerb und im Musikwettbewerb statt. Passend dazu erhalten wir heute die Finisher-Armbänder des Marco-Polo-Runs.

Abends die Abschlussveranstaltung. Es ist Feierstimmung. Der Höhepunkt nach der offiziellen Veranstaltung ist der Auftritt der O’Bros. Die Bühne bebt, Tausende jubeln. Und es kommt zu einer Live-Premiere – das am Vortag erschiene Lied wird präsentiert. Sehr spät geht es in die Zelte.

07.08.2022

Abbautag. Doch vorher nochmal eine gute Zeit im Team haben. Einen letzten Blick auf das Camp – oder das, was wir erfassen können – werfen. Dann wird zügig und dennoch vorsichtig alles abgebaut, der Boden von allem bereinigt, was nicht dorthin gehört. Gegen 16 Uhr fahren die ersten von uns. Um 17:30 verlassen auch unsere Leiter den Platz, es geht gen Heimat. Das Material wird entladen, abends fallen wir müde ins Bett.